Ikebana ist die japanische Kunst des Blumenarrangierens. Es ist mehr als nur Dekoration, es ist ein Weg zur Ganzheit.
Ike (Leben) und Bana (Blume) bedeutet "Blumen zum Leben erwecken". Durch Naturbetrachtung und Meditation soll der Mensch zu tiefer Einsicht in das Sein gelangen, zur Erkenntnis seiner eigenen Vergänglichkeit und der ewigen Beständigkeit der Natur. Im Ikebana, dem meditativen Umgang mit Blumen, Zweigen, Holz, Steinen und Wasser übt er diesen inneren Weg.
Ikebana ist Anmut und Schönheit, aber auch kreative Spannung. Es verbindet Fülle und Leere, menschlichen Harmoniewunsch und eigenwillige Naturform. Zweige, Blüten und Blätter, Gräser, Steine und Wasser werden in ausgesuchten Gefässen zu einem Kosmos im Kleinen geordnet.
Ikebana ist eine Kunst, ein besonderer Zugang zur Natur, das Hereinführen von Ästhetik in den geschäftigen Alltag. Es erinnert uns daran, dass unser Leben eingebettet ist in einen grossen, übergeordneten Zusammenhang. Ikebana ist still und doch machtvoll. Eine kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Pflanzenkombination kann um sich einen grossen Raum schaffen, kann anhalten zu einem Gedanken über das Hier und Jetzt hinaus, kann tief erfrischen und erfreuen.
Ikebana entstand im 6. Jh. in Japan und wurde im 20. Jh. mit grossem Interesse in der westlichen Welt aufgenommen. Es wurde bei uns zu einem Element erlesener Wohnkultur. Aber auch der philosophische Hintergrund findet viele Anhänger.
Im frühen Japan war Ikebana ein Blumenopfer, eine Tempelgabe für Buddha. Die Weiterentwicklung zu einer Kunst zog sich über lange Jahrhunderte hin und war strengen Regeln unterworfen. Vorerst ausschliesslich den Männern vorbehalten, wurden erst im Verlaufe der "Edo-Zeit" (1603-1867) auch Frauen in dieser Kunst unterrichtet. Es entstanden viele neue Stilrichtungen (in Japan Schule genannt). Die Grundzüge sind bis heute lebendig: Die Wiedergabe der Natur im Kleinen, die Spiegelung der Jahreszeiten, des Wandels und der Vergänglichkeit, die Asymmetrie und der Einbezug des freien, leeren Raumes sind zentrale Elemente.
Die einzelnen Ikebana Schulen werden nach ihrem Gründer benannt und vertreten bestimmte Schwerpunkte - traditionell/klassisch, sehr natürlich oder sehr modern-eigenwillig. Einige moderne Schulen verwenden auch trockene und nicht florale Materialien, die sie zu Skulpturen zusammenfügen. In Zürich sind folgende international bekannte Schulen vertreten: Ikenobo, Ohara, Sogetsu, Kagei Adachi, Misho, Saga, Stuttgarter, Kaden Ryu, Wafu Kai, Ichiyo.